Herr Rosselet im Interview mit BEAUTY FORUM, Edition Swiss 02+03/2019
Jean-Pierre Rosselet Cosmetics feiert Jubiläum – Vor 40 Jahren gründete Jean-Pierre Rosselet sein Unternehmen. Was als Ein-Mann-Betrieb anfing, ist heute zu einem Unternehmen mit 100 Mitarbeitern gewachsen. Kosmetikerinnen können hier von Pflegemarken und Make-up-Produkten bis hin zu Geräten und Einrichtungen alles von einem Lieferanten beziehen sowie vom umfassenden Weiterbildungsangebot profitieren.
BEAUTY FORUM: Herr Rosselet Sie haben das Unternehmen 1979 gegründet. Wie kam es dazu, was war ihr Motivator?
Zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn betreute ich für ein pharmazeutisch-kosmetisches Unternehmen mit Sitz in Genf die Kunden in der deutschen Schweiz. Zu meinem Kundenkreis gehörten Drogerien, Apotheken, Warenhäuser sowie Kosmetikinstitute, was mir Gelegenheit gab, viel und weit gefächerte Erfahrung in der Kosmetikbranche zu sammeln. Parallel dazu bildete ich mich in Marketing und Vertrieb weiter – als grundsätzlich interessierter Mensch war es für mich immer wichtig, mich persönlich weiterzuentwickeln.
Als mir dann 1979 angeboten wurde, eine Marke als Handelsreisenden in der ganzen Schweiz auf eigene Rechnung zu vertreiben, habe ich die Chance genutzt und eine eigene Firma gegründet – die Jean-Pierre Rosselet Cosmetics AG. Die Erfolgsgeschichte der Firma hat mit viel Engagement und Enthusiasmus als «One-Man-Show» begonnen, was mir die einmalige Möglichkeit bot, alle Bereiche eines Unternehmens zu durchlaufen und alles von der Pieke auf zu lernen. Das «Büro» bestand aus einem Schreibtisch aus dem Brockenhaus, einer alten Schreibmaschine und einem noch älteren VW-Käfer, mit dem ich die ganze Schweiz bereiste. Die Arbeitswoche bestand oft aus sieben Tagen, Ferien gab es keine. Dafür waren da unendliche Motivation und sehr viel Freude und Leidenschaft! Ich hatte erkannt und gespürt, dass ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war.
Auf was haben Sie sich anfangs spezialisiert? Und wie kam es zu der heutigen Unternehmensbandbreite?
Weder mein Produkt, noch meine Firma hatten in der Branche einen Namen. Es wäre unmöglich gewesen, gegen die grossen Marken anzukämpfen. Also habe ich mich entschieden, in den Markt der Kosmetikinstitute einzutreten und mich da zu spezialisieren. Meine Zielgruppe war von Beginn an die Kosmetikerin.
Jean-Pierre Rosselet Cosmetics AG war eine der ersten Firmen überhaupt, die in der Schweiz über Schulungs- und Ausstellungsräume verfügte. Die Massnahme, Weiterbildungen anzubieten und den Kosmetikerinnen die Möglichkeit zu geben, die Produkte und Geräte im Ausstellungsraum auch zu besichtigen, hat nicht unerheblich zum schnellen Erfolg der Unternehmung beigetragen, die schnell gewachsen ist und sich gut entwickelt hat.
Auf Wunsch der Kosmetikerinnen habe ich die Palette schrittweise erweitert. Sie konnten so von Pflegemarken und Make-Up-Produkten bis zu Geräten und Einrichtungen alles von einem Lieferanten beziehen. Aussergewöhnlich seinerzeit war sicher auch der Versand eines Fachkataloges, in welchem die Produkte des täglichen Gebrauchs zusammengefasst waren.
Der Markt der professionellen Kosmetik hat sich in den letzten vierzig Jahren mehr als verzehnfacht – heute gibt es weit mehr als 12'000 Kosmetikinstitute in der Schweiz – was natürlich stark Einfluss nahm auf das Wachstum der Unternehmung. Ausschlaggebend war jedoch, die äusseren Faktoren richtig umzusetzen.
Was ist die Philosophie Ihres Unternehmens?
Die vier Grundsätze unserer Unternehmung lauten: 1. Qualität, Qualität, Qualität! 2. Ein Maximum an Kundenzufriedenheit, eine partnerschaftliche Zusammenarbeit durch kompetente Beratung und ein Maximum an Service und Unterstützung. 3. Wir wollen uns im Markt positiv abheben. 4. Alles aus einer Hand, ein 360° Rundum-Service. Fazit: Mit dieser unternehmerischen Philosophie schaffen wir auf allen Ebenen eine Win-Win-Situation.
Was bedeutet für Sie das 40-jährige Jubiläum?
Für mich persönlich ist es ein Erfolgserlebnis, das mich mit Zufriedenheit und Freude erfüllt. Dass es mir mit meinen Visionen und Ideen gelungen ist, in der Schweiz und international über 100 Arbeitsplätze zu schaffen, macht mich natürlich auch ein wenig stolz. Dass ich mich in meiner Arbeit verwirklichen konnte und meinen Beitrag zum Erfolg der Unternehmung leisten durfte, gibt mir hingegen ein Gefühl von Dankbarkeit.
Gab es in Ihrer unternehmerischen Laufbahn auch Stolpersteine?
Aber ja, mit Sicherheit! Nach 40 Jahren in der Branche weiss ich, dass Stolpersteine zum Erfolg einer Unternehmung gehören! Ich habe gelernt, damit umzugehen und sie ins Positive umzukehren. Sie haben mich dazu gebracht, über Veränderungen nachzudenken. Veränderungen, Widerstände oder auch Fehlentscheide sind für eine Weiterentwicklung und Verbesserung notwendig. Sie mobilisieren Kraft und Energie, geben Mut, Neues anzupacken, über sich selbst hinauszuwachsen und neue Wege zu gehen.
War die Herstellung Ihrer eigenen Produkte der Höhepunkt Ihrer Karriere?
Es war der Anfang (lacht)! Für mich hat damit der letzte berufliche Abschnitt begonnen. Mein Ziel ist, mit JPR Professional Beauty eine professionelle Marke mit viel Swissness und zeitgemässen Konzepten und Methoden international erfolgreich aufzubauen. Die Messlatte ist also gewohnt hoch.
Was ist ihr Erfolgsrezept?
Ich bin sicher ein positiver Mensch, der den Mut hat, etwas zu bewegen. Zudem ist es mir über all die Jahre gelungen, immer wieder sehr gute und langjährige Mitarbeitende zu finden, die erheblich zum Erfolg der Firma beitragen und diese kontinuierlich weiterbringen. Ein weiterer Punkt ist mein guter Instinkt für qualitativ hochstehende Marken für den Kosmetikfachhandel, für lösungsorientierte Konzepte und Methoden. Gleichzeitig bewegen wir uns in einem Nischenmarkt, dem auch weiterhin ein Wachstumspotential prognostiziert wird. Und – wir setzen seit jeher auf Spezialisierung, auf Fachkompetenz und Knowhow und sind weder im Massmarket noch im Discounter vertreten. Wir investieren sehr viel in die Weiterbildung und Betreuung der Kunden und auch in die Infrastruktur. Und nicht zuletzt trägt sicherlich das grosse internationale Netzwerk, das ich über die 40 Jahre aufbauen konnte und das mir immer wieder Zugang zu spannenden Themen und Produkten ermöglicht, zum Erfolg der Unternehmung bei.
Das Unternehmen ist 2018 umgezogen, warum?
Wir brauchten mehr Platz, um unsere zukünftige Strategie umsetzen zu können! Kontinuierliches Wachstum war in Zürich kaum mehr möglich. Hier in Dübendorf haben wir die Beauty Business School BBS eingerichtet, ein umfassendes Weiterbildungs-Center für Kosmetikerinnen, und bieten unseren Kundinnen und Kunden mit der Beauty World eine einmalige Plattform, um sich über das Sortiment zu informieren und sich vor Ort beraten zu lassen. Am neuen Standort finden Events, Kongresse und Tagungen statt. Kurz – mit dem Umzug haben wir die Basis für die nächsten 40 Jahre gelegt!